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Rumänien – friedlich, unberührt und unterschätzt! 🇷🇴

Motorradreiseführer durch Rumänien

Was kommt einem in den Sinn, wenn man an die kurvenreichsten Straßen Europas denkt? Der Stilfserjochpass und die Amalfiküste in Italien sind die üblichen Verdächtigen. Aber wer bereit ist, sich ein wenig in Richtung Osten zu wagen, auf den wartet ein verstecktes Motorradparadies in Rumänien.
Rumänien, die Heimat der zerklüfteten Karpaten, bietet spektakuläre Kurven, fantastische Aussichten auf die Berge und Straßen, die durch tiefe, dunkle Wälder führen, um die sich die Legenden alter Könige ranken. Die Region Transsilvanien ist eine der motorradfreundlichsten Gegenden Rumäniens und bietet gleich zwei atemberaubende Strecken an: die Transalpina und die Transfogarasche Hochstraße.

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Beide Straßen sind einen Besuch wert und da beide in unmittelbarer Nähe zueinander liegen, kann man sie in einer Tour befahren.
Aber was ist der Unterschied zwischen den beiden, wie fährt man sie am besten und wo befinden sie sich?

Transalpina: Die Königsstraße
Die Transalpina (Route DN67C) wurde 1938 von König Carol II. auf einer alten Strecke aus der Römerzeit gebaut. Die Transalpina ist eine der höchstgelegenen Straßen Rumäniens und erreicht am Urdele-Pass, dem höchsten befahrbaren Punkt des Landes, eine Höhe von 2145 m (7038 ft).

Die Strecke ist nur 140 km (87 Meilen) lang, aber man sollte mindestens drei Stunden einplanen, wenn man die Aussicht und die Kurven genießen will. Die Transalpina, die die kleinen Städte Novaci und Sebes verbindet, fährt man am besten von Süden nach Norden, um auf den steilen Serpentinen richtig Spaß zu haben und die besten Landschaften zu entdecken. Der beeindruckendste Abschnitt liegt zwischen Novaci und Obarsia Lotrului. Hier fühlt man sich wirklich wie ein Pionier, der einen unberührten, fernen Ort entdeckt. Während der Fahrt sieht man häufig Hirten, die mit ihren Tieren spazieren gehen und wilde Esel, die auf die Straße laufen und Leckereien von vorbeifahrenden Autofahrern erwarten.

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Die Transalpina ist vielleicht weniger bekannt als ihre berühmtere Zwillingsstraße, die Transfogarasche Hochstraße, aber für das beste Fahrgefühl in Transsilvanien ist die Königsstraße Transalpina ein Muss. Die Route selbst ist Jahrhunderte alt und das Fahren hier fühlt sich an, als würde man in eine längst vergangene Ära eintauchen – obwohl die Straße asphaltiert ist, fühlt sie sich immer noch wie eine alte Bergstraße an, auf der die Zeit stehen geblieben ist.

Die Transfogarasche Hochstraße

Die DN7C, die östlich der Transalpina liegt, erfreut sich unter europäischen Motorradfahrern immer größerer Beliebtheit, die sie als „Stilfser Joch Rumäniens“ und als schönste Straße des ganzen Landes bezeichnen. Die Transfogarasche Hochstraße schlängelt sich zwischen Bascov und Cartisoara die Berge rauf und runter und ist eine spektakuläre, 160 Kilometer lange Strecke durch die windgepeitschten Pässe und Hochebenen der Karpaten.
Die Transfagarasan wurde im Gegensatz zur Transalpina in den frühen 1970er Jahren von Rumäniens skrupellosem Diktator Nicolai Ceausescu gebaut. Es gibt zwei Versionen, warum Ceausescu die Straße erbauen ließ: zum einen, weil er eine sowjetische Invasion fürchtete und einen schnellen Zugang durch die Berge für das eigene Militär wollte und zum anderen, weil er wollte, dass die Transfagarasan die Translapina übertrifft und in die Geschichtsbücher eingeht. Welche Theorie zutrifft, ist nicht bekannt, aber Ceausescu scheute keine Kosten – weder personelle noch finanzielle – für den Bau der Straße. Es wurden mehr als sechs Tonnen Dynamit verwendet, um das lebende Gestein in großer Höhe zu sprengen und die Straße in Rekordzeit zu bauen. Bis zum heutigen Tag wird die Transfagarasan wegen des überstürzten Baus oft als „Ceausescus Wahnsinn“ bezeichnet. Aber ob wahnsinnig oder nicht, das Endergebnis ist einfach umwerfend.

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Die Transfogarasche Hochstraße ist besser asphaltiert als die Transalpina und einige ihrer weiten, geschwungenen Kurven fühlen sich an wie echte Rennstrecken-Kurven. Während die Straße immer höher hinaufsteigt, gibt es mehrere Aussichtspunkte, an denen man anhalten und die herrliche Aussicht genießen kann. Obwohl die Straßenqualität besser ist, hat man auch auf der Transfogaraschen Hochstraße das Gefühl, an einem wilden und abgelegenen Ort zu sein, vor allem, wenn man dort außerhalb der Saison unterwegs ist.

Welche Straße ist besser, die Transalpina oder die Transfogarascher Hochstraße? Das muss jeder für sich entscheiden: Man sollte beide einmal fahren, die Aussicht auf die Karpaten genießen und dann entscheiden, welcher dieser spektakulären Strecken einem mehr zusagt.

Bei der Planung deiner Rumänienreise solltest du bedenken, dass diese beiden Straßen vom Spätherbst bis zum Frühjahrsbeginn wegen starker Schneefälle gesperrt sein können. Die beste Zeit für eine Fahrt durch Transsilvanien ist zwischen Mai und Mitte September. Wer den Menschenmassen aus dem Weg gehen will, sollte Wochentage wählen oder später in der Saison fahren, um die Einsamkeit und die atemberaubenden Landschaften zu genießen, ganz ohne den Touristenverkehr.


Eglé Gerulaityté ist Motorradjournalistin und Autorin. Sie arbeitet für calimotos Partner MOTOURISMO, das weltweit größte Buchungsportal und Online-Reisebüro für Motorradtouren, Trainings und Motorradtransporte. Lust auf eine eigene Tour durch Rumänien? Die schönsten Motorradstrecken in Rumänien gibt es auf MOTOURISMO.
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30.09.2022